now

varukt | Inge Gappmaier

Installative Tanzperformance
Uraufführung am 25. September 2024
brut Wien

varukt | Inge Gappmaier
mit Su Huber, Lea Karnutsch, Sara Lanner, Luan de Lima und Melina Papoulia

Uraufführung am 25. September 2024
weitere Aufführungen am 27., 28. und 29. September 2024
Einlass ab 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr
brut nordwest, Wien

Seit Einführung der Weltzeit 1884 ticken die Uhren beinahe überall auf der Welt synchron, während das Verhältnis der Menschheit zum eigenen Lebensraum zusehends aus dem Takt geraten ist. Verwoben zwischen technischem Zeitmaß und gefühlter Lebenszeit verdichten sich in now die Poesie der Körper mit immersivem Klang zu ästhetisch aufgeladenen Emotions- und Rezeptionsräumen. Das Publikum ist eingeladen, sich selbst frei durch now zu bewegen und dem eigenen Zeitgefühl nachzuspüren.

Inge Gappmaier lässt in ihrer installativen Tanzperformance now das Publikum den Moment des Jetzt als Raum erfahren. Im Fokus stehen dabei das konkrete Erleben unserer Gegenwart, die (gem)einsame Verletzlichkeit, Präsenz und Versuche der Kommunikation.

Das Jetzt wird hier nicht als flüchtiger Moment auf einer linearen Zeitbahn verstanden, sondern als permanenter Zustand von bestimmter, an den Körper gebundene Dauer. Es eröffnet sich ein spannungsgeladener, mehrdimensionaler Klang- und Bewegungskosmos physischer Poesie. Fünf Tänzer*innen erfühlen darin in einander überlagernden Soli Puls und Akkumulationsmomente ihrer Zeit und fragen nach der Einschreibung des technischen Zeitmaßes in das Selbstverständnis der Menschen. Das Jetzt ist unser kleinster gemeinsamer Nenner, ein potenzieller Wendepunkt, Artikulationsmoment von Emotionen sowie einziger Rezeptions- und Handlungs(spiel)raum. wir. hier. now.

PROGRAMMTEXT

Sonnen-, Sand-, Wasser-, Öl- und Räucherwerkuhren sowie Himmelskörper, Pflanzen, Tiere und Wetterphänomene galten seit jeher als Orientierungspunkte der Menschen, um in Raum und Zeit zu navigieren. Weiters sind es aber auch persönliche Emotionen, die uns klare Richtungen in unterschiedlicher Intensität mitteilen und als Kompass dienen.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung, verstanden als Übersetzung von Analogem in Zahlenwerte, entfernt sich der Mensch immer weiter von einem ortsgebundenen, polychronen Raum-Zeit-Gefüge. Während das Ziffernblatt noch auf die Rotation der Erde verweist oder sich der Uhrzeigersinn am Verlauf der Sonne aus Perspektive des globalen Nordens orientiert, besteht die numerische Zeitangabe entkoppelt von der einen umgebenden Natur.

Das technische Zeitmaß hat sich tief in die Körper sowie das menschliche und gesellschaftliche Selbstverständnis dieser Hemisphäre eingeschrieben. Nicht ohne Widerstände gegen diese „Herrschaft der Uhr“ setzte sich die Standardzeit als koordinierende und zugleich regulierende Kulturtechnik durch. Pünktlichkeit wurde mit dem Taylorismus zur Moral und Effizienz zur obersten Priorität in der industrialisierten Welt erhoben.
Ein Schlag folgt auf den anderen und fordert zum Fortschritt auf.

Wieviel Raum ist zwischen zwei Schlägen?
Wieviel Gewalt ist in einem Schlag?

Verstand man mechanische Uhren bis ins 19. Jahrhundert noch als armselige Nachahmung der Zeit, wie sie die Natur gestaltet, bestimmt dieser mechanischer Rhythmus seit der Moderne den Puls unserer Zeit, der sich zusehends zu einem rasenden Stillstand akkumuliert.

Wo befinden wir uns momentan? — Im Jetzt. Immer im Jetzt. Dem einzigen Moment, in dem wir wahrnehmen, fühlen und denken, handeln und kommunizieren können. An einem Moment, den wir hier ganz konkret teilen.

Inge Gappmaier
Wien, September 2024

Gesamtes Programmheft

IMPRESSIONEN | Bühnenfotos ohne Publikum

TEAM

Künstlerische Leitung Inge Gappmaier Tanz, Performance Su Huber, Lea Karnutsch, Sara Lanner, Luan de Lima, Melina Papoulia Bühne und Kostüm Mira König Lichtdesign Robert Läßig Musik, Komposition Christian Schröder Assistenz Melina Papoulia, Marianne Sophie Huber Dramaturgische Beratung Olivia Hild, Robert Läßig Tanz, Performance 2023 Anna Biczók, Magdalena Forster Mapping, Programmheft Christian Frieß Fotografie Natali Glišić Videodokumentation Ulrich A. Reiterer Produktion Inge Gappmaier Administration Julia Haas
Danke an Lisa-Marie Radtke, Alberto Cissello, Paul Kotal sowie insbesondere an Eva-Maria Kraft

Eine Koproduktion von varukt und brut Wien.
Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Wien Kultur und dem Bundeskanzleramt für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport.
Danke an das Team von brut Wien, RedSapata Linz, Rennweg Studios und ttp WUK.